Die Sportkletterin.
Nina Caprez
Text und Bild: Marietta Kobald, luaga.ch
Diese mächtige Gebirgskette bezeichnet Nina als eines der schönsten Klettergebiete. «Der Rätikon ist immer noch eines meiner Lieblingsgebiete, hier in dieser Landschaft mit ihren Traditionen bin ich daheim, hier kann ich Kraft tanken.»
Hier verzeichnet sie auch einige viel beachtete Klettererfolge. Wie die 1993 von Beat Kammerlander auf den Kirchlispitzen eröffnete Route «Silbergeier». Diese kann nur auf eine handvoll namhafter Wiederholer zurückblicken. Seit 2011 steht auch Nina Caprez als erste Frau im Gipfelbuch. Silbergeier gehört nach wie vor zu den anspruchsvollsten Alpinrouten der Welt. Oder die «Unendliche Geschichte» ebenfalls an der Kirchlispitze, welche Nina zusammen mit Barbara Zangerl im 2015 als dritte nach Kammerlander (1991) und Pietro del Pra (2005) bestiegen hat.
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Wovon viele träumen
Nina macht das, wovon viele Menschen träumen; sie macht das, was sie am liebsten tut: Klettern!
Und sie lebt davon ist prominente Werbeträgerin ihrer Ausrüster. Dazu muss sie klettern, darf sie klettern. Sie klettert um zu Klettern, hat sich ihre Lieblingsbeschäftigung zum Beruf gemacht und ist überaus glücklich dabei. «Ich kann mir nichts anderes vorstellen. Routen zu klettern, welche mir keinen einzigen Fehler verzeihen und mir alles abverlangen, das ist es, was mich am Klettern fasziniert», sagt Nina. Aber meint sie, es müsse auch einen Sinn ergeben und dazu stelle sie sich jeweils viele Fragen: «Was sagt mein Kopf, was sagt mein Herz, ist mein Körper in der Lage diese Strapazen zu verkraften?»
Mit Schlafsack und Gaskocher
Sie kommt mit wenig aus, benötigt unterwegs nur eine Matte, den Schlafsack und einen Gaskocher. Leichtere Verletzungen behandelt sie selbst, hat für Zerrungen immer ein Schröpfglas dabei. «Je weniger ich besitze, desto leichter geht das Reisen», lautet ihr Motto.
Auf den Geschmack gekommen ist Nina erstmals mit dreizehn Jahren, 1999 in Südfrankreich an einem Kletterlager der JO-Prättigau. Sechs Jahre später war sie Mitglied der Nationalmannschaft und dominierte 2006 die Schweizer Kletterszene, holte sich zwei nationale Meistertitel.
Zu dieser Zeit absolvierte Nina als Beste des Jahres die Diplommittelschule in Schiers, bestand anschliessend die Aufnahmeprüfung für den Vorkurs der Kunstgewerbeschule und…entschied sich dagegen. «100 Prozent Schule, das wäre nichts gewesen», erzählt sie. Also schlug sie sich mit verschiedenen Jobs durch und nahm an Wettkämpfen teil. Mit der Stärkeklasse stiegen auch ihr Bekanntheitsgrad und dadurch die Chance auf Sponsoren. Aber schon im Jahr 2009 verzichtete sie auf Wettkämpfe, lieber wollte sie am Fels klettern und dabei ist es geblieben. «Ich weiss selbst, was gut für mich ist. Dabei bin ich glücklich bei meiner «Arbeit» und verdiene mir noch meinen Lebensunterhalt».
Handwerk und Berge
Nina liebt die Arbeit mit Holz, als Ausgleich zum Klettern und weil es in der Familie liegt. Vater Robert – tödlich verunglückt im 1989 – war Zimmermann, ihr Bruder Arno ist Zimmermann und auch Grossvater Caprez beschäftigte sich als Wagner und Schlittenbauer mit Holz.
Die Wohnung in Grenoble, in welcher sie zusammen mit ihrem Lebenspartner Benoit Merlin wohnt, hat sie umgebaut, von den Schreinerarbeiten über Plättli verlegen bis zur Montage von Küche, Bad und Elektrisch, alles hat die handwerklich Begabte selbst gemacht. Sie wohnt gerne in Grenoble, wo alles mit dem Fahrrad zu erreichen, sie aber trotzdem schnell in den Bergen ist. Der Montblanc befindet sich schliesslich fast in Sichtweite und so hat sie diesen im 2017 zusammen mit Benoit auf der schwierigsten Route, der Divine Providence, in drei Tagen bestiegen. Und wieder einmal ist Nina die erste Frau, die diese riesige Wand, diese Route zum ersten Mal durchstiegen hat. 2018 wird sie gemeinsam mit ihrem Lebenspartner Benoit für sechs Wochen nach Pakistan reisen und dort eine 1000 Meter Wand, den Trangotower, versuchen zu besteigen.
Nina wünscht für sich, noch vieles realisieren zu können, Freude dabei haben du nie aufhören zu träumen. Und wir wünschen ihr das auch!